Der Standpunkt

Lehrstunde für Demokratie

Schüler begeistern im Rathaus mit Politikfähigkeit

VON ANDREAS FRANKE

„Demokratie braucht Demokraten." Dieser Satz von Friedrich Ebert, 1919 erstes demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt in Deutschland, hat auch heute noch seine        Berechtigung. Die nach ihm benannte Stiftung stellt leider fest, dass gerade bei vielen jungen Menschen das Verständnis für die Demokratie fehlt - oder schwindet. Umso bemerkenswerter ist das, was da nun im Nürnberger Stadtrat stattfand.

50 Berufsschüler „spielen" für zwei Stunden Parlament. Hinterher war nicht nur Oberbürgermeister Ulrich Maly von der lebhaften, fairen und ernsthaften Debatte der jungen Erwachsenen sichtbar begeistert. Auch die Schüler selbst erkannten sich kaum wieder.

In nur drei Tagen ist bei vielen die Erkenntnis gereift, dass Kommunalpolitik doch gar nicht so spröde ist wie angenommen. Nicht nur ihr Gespür für brennende Themen wie Nahverkehr, Fahrpreise, Kinderbetreuung oder Jugendeinrichtungen zeigt, dass es doch sehr viele Demokraten unter den jungen Menschen gibt. Ihr Interesse muss nur geweckt werden. Auch ihre Diskussionskultur nötigt Respekt ab. Mancher Politiker hätte gestern im Rathaus etwas von den Schülern lernen können.